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Fahrzeuge

Teil 3 - In einem halben Jahr zum neuen Fahrzeug

Eigentlich war für das Reichelsheimer LF16/12 die Ersatzbeschaffung in Form eines HLF20 schon angelaufen. Doch nach dem Defekt an der Pumpe des LF16/12 im Frühjahr 2022 musste es etwas schneller gehen. Innerhalb eines halben Jahres hat die Feuerwehr zusammen mit der Stadtverwaltung ein neues Fahrzeug geplant, bestellt und bauen lassen.

Während wir in Teil 1 unserer Serie auf die Einsatzzeit der Jahre 1992-2022 des LF16/12 zurückgeschaut haben und in Teil 2 auf die Übergangslösungen nach dem Defekt der Pumpe, befasst sich dieser Teil damit, wie die Feuerwehr Reichelsheim innerhalb eines halben Jahres zu einem neuen Fahrzeug kam.

Als die Reichelsheimer Feuerwehr vom irreparablen Defekt der Pumpe des LF16/12 erfuhr, war die reguläre Neu- bzw. Ersatzbeschaffung für dieses Fahrzeug bereits angelaufen. Die Laufzeit für ein Löschfahrzeug beträgt in Hessen rund 25 Jahre; das LF16/12 war bereits 30 Jahre im Dienst. Die Stadtverwaltung hatte entsprechende Kosten in den kommenden Haushalten eingeplant, ein Antrag auf Bezuschussung des Fahrzeuges war beim Land Hessen gestellt worden. Die Beschaffung wäre regulär in 2024/2025 geplant gewesen. Doch nun musste es schneller gehen.

Nur zwei Anbieter
Bereits Anfang Mai nahm Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek Kontakt zu verschiedenen Aufbauherstellern mit der Anfrage nach kurzfristiger Lieferung eines Neufahrzeuges auf. Das Ergebnis war ernüchternd: Nur zwei Firmen konnten je ein Fahrzeug anbieten und das nur unter Vorbehalt, da bereits mehrere Interessenten vorhanden waren.

Unter enormen Zeitdruck verglich der Feuerwehrausschuss zusammen mit Stadtbrandinspektor Pipperek und seinem Stellvertreter Markus Ritter beide Angebote. Die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner mussten ihr Privatleben zurückstellen und sich innerhalb kürzester Zeit mit vielen Details eines Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges HLF20 auseinandersetzen. Wie sind die Fahrzeuge ausgestattet? Was wird nach Norm gefordert? Welche Geräte sind bereits vorhanden und wie könnten sie verlastet werden?

Info HLF20
Ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF20 ist ein nach DIN 14530 genormtes Löschfahrzeug. Es ist mit einem 2000 Liter fassenden Löschwassertank, 120 Liter Schaummittelvorrat und 12 kg Löschpulver ausgestattet. Die verbaute Feuerlöschkreiselpumpe kann pro Minute 2000 Liter Wasser bei einem Ausgangsdruck von 10 bar fördern. Das Fahrzeug verfügt außerdem über eine dreiteilige Schiebleiter mit einer Rettungshöhe von bis zu 12 Metern. Weiter sind im Aufbau des Fahrzeuges neben Schläuchen und Armaturen hydraulisches Rettungsgerät, pneumatische Hebekissen, ein Sprungpolster, Geräte für Wald- und Vegetationsbrände, sowie allerlei Werkzeug verladen. An das Fahrzeug angehängt sind je eine fahrbare Haspel mit Schläuchen und Verkehrsabsicherungsgerät.

Nach kurzer, aber intensiver Beratung entschied sich die Feuerwehr sowie die Stadtverwaltung für das Angebot des Herstellers Rosenbauer. Fahrgestell und Pumpe des eigentlich als Vorführfahrzeug gedachten HLF20 waren bereits vorhanden. Beim Aufbau konnten die Reichelsheimer jedoch noch entscheiden, welche Geräte wie und wo im Aufbau gelagert werden sollen. So bestand auch noch die Möglichkeit das bereits vorhandene Gerät des LF16/12 wie beispielsweise Luftheber und Rettungsplattform entsprechend in den Aufbau des neuen Fahrzeuges einpassen zu können.

Ein weiterer Vorteil für die Feuerwehr: Durch das gerade erst von Rosenbauer beschaffte Staffellöschfahrzeug StLF20 im Stadtteil Dorn-Assenheim waren sowohl Ansprechpartner, als auch die Ausstattungsmerkmale der sogenannten 'AT-Serie' bekannt und konnten innerhalb kürzester Zeit geplant werden.

Zustimmung im Eilverfahren
Nachdem beide Angebote ausgewertet waren, wurde durch Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst und Stadtbrandinspektor Pipperek ein Umlaufbeschluss für den Magistrat vorbereitet. Stellungnahmen für die Stadtverordnetenversammlung, sowie den Wetteraukreis und das Land Hessen zum Kauf des Fahrzeuges - nun ohne Fördermittel - wurden geschrieben. Bereits am 17.Mai 2022 - also etwa 6 Wochen nach dem Fahrzeugdefekt am LF16/12 - stimmte die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Reichelsheim nach intensiver Beratung und einem Videocall mit Stadtbrandinspektor Pipperek, dem Kauf des neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges zu. 'Ich freue mich, dass unsere Feuerwehr mit der Politik Hand in Hand arbeitet. Unsere ehrenamtlichen Feuerwehrmänner und ehrenamtlichen Stadtverordneten haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, sowohl ein Fahrzeug auszusuchen als auch dessen Finanzierung zu beraten und auf den Weg zu bringen.', sagt Bürgermeisterin Lena Herget-Umsonst dankbar.

Der Wehrausschuss konnte so bereits Anfang Juni mit der Firma Rosenbauer ein Auftragsklärungsgespräch im Feuerwehrhaus Reichelsheim führen. Dabei wurde der grundsätzliche Rohbau des Fahrzeuges besprochen, so dass es in Produktion gehen konnte. Als Zieltermin für die Auslieferung konnte zu diesem Zeitpunkt das Jahresende 2022 in Aussicht gestellt werden.

Es folgten viele weitere Baubesprechungen, bei denen die jeweiligen Beladungsvorschläge und Zeichnungen besprochen und mit Rosenbauer abgestimmt werden mussten. Auch der Vorstand des Fördervereins war zwischenzeitlich in die Planungen eingebunden worden. Der Förderverein wird sich mit rund 10.000 Euro an der Ausstattung des neuen Fahrzeuges beteiligen.

Planung HLF20
Immer wieder sitzen Stadtbrandinspektor Nicklas Pipperek (h.r.) und der Wehrausschuss der Feuerwehr Reichelsheim im Besprechungsraum der Einsatzleitung zusammen. Beladungspläne werden geprüft, Positionen im Fahrzeug korrigiert, das Fahrzeugdesign besprochen.

Rohbaubesprechung
Im Dezember hatte Rosenbauer den Rohbau des Fahrzeuges so weit fertig gestellt, dass eine Abnahme erfolgen konnte. Noch vor Weihnachten fuhren Wehrführer Benjamin Freiter, Gerätewart Alexander Kleinhans sowie die Wehrausschussmitglieder Ingo Fechtner und Alexander Hitz ins Rosenbauer Werk nach Luckenwalde bei Berlin. Die vier Reichelsheimer Feuerwehrmänner wurden für die zweitägige Fahrt von ihrem Arbeitgeber freigestellt. Vor Ort wurden die mitgebrachten Geräte einpasst, vermessen und die Lagerung der einzelnen Geräte nochmals im Detail besprochen. Einige Lagerungen mussten geändert werden, da zuvor geplante Positionen aufgrund der Abmessungen angelieferter Geräte nicht eingehalten werden konnten. 'Vieles sehen wir erst, wenn die Geräte bei uns sind. Der Umbau ist aber kein Problem für uns', sagt Daniel Plümer, Projektleiter von Rosenbauer.

Planung HLF20
Zusammen mit Projektleiter Daniel Plümer (m.) von Rosenbauer sitzen die Reichelsheimer das erste Mal im Mannschaftsraum des neuen Löschfahrzeuges. Der aktuelle Stand des Ausbaus und die Positionierung von Ladegeräten wird besprochen.


Planung HLF20
Wehrführer Benjamin Freiter (l.) und Gerätewart Alexander Kleinhans prüfen die Beladung im Dachkasten des neuen Löschfahrzeuges. Hier sind u.a. Besen, Schaufeln und Spaten verlastet.


Planung HLF20
Projektleiter Plümer (r.) erläutert anhand der zuvor entwickelten Beladepläne den Fortschritt des Ausbaus der Geräteräume. Bei der Rohbauabnahme passen die Reichelsheimer zusammen mit Rosenbauer die mitgebrachte Ausrüstung in den Aufbau ein und besprechen alternative Lagermöglichkeiten.

Auslieferung im Februar
Nach der Rohbaubesprechung dauerte es noch rund acht Wochen, bis das Fahrzeug fertig war. In dieser Zeit hatte auch die Feuerwehr noch einiges zu tun. Fehlendes Material muss noch besorgt und zugeliefert werden. In der Fahrzeughalle muss noch ein neues Ladekabel montiert werden. Das Kabel des Systems "Rettbox" wird das Fahrzeug mit Strom und Druckluft versorgen und bei der Ausfahrt des Fahrzeugs aus Fahrzeughalle automatisch abgetrennt.

Am 12.Februar werden nun sieben Reichelsheimer Feuerwehrmänner erneut nach Luckenwalde fahren. Sie werden sich zwei Tage im Rosenbauer-Werk aufhalten. In diesen zwei Tagen wird die Endabnahme des Fahrzeuges durchgeführt und die Feuerwehrmänner von Rosenbauer-Mitarbeitern in die moderne Fahrzeug- und Pumpentechnik eingewiesen.

Warum die Auslieferung des neuen HLF20 dann doch nicht klappte und wie Anlieferung und Rückgabe des Leihfahrzeuges eine 'enge Kiste' wurden, erzählen wir im Teil 4 dieser Serie.



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